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Nichtwissen

Viele Menschen glauben, dass erleuchtet zu sein bedeutet, dass man alles verstehen müsse, aber es bedeutet in Wirklichkeit genau das Gegenteil: Man versteht überhaupt nichts. Erleuchtung ist nicht All-Wissen, sondern Nicht-Wissen. Nicht göttliche Erkenntnis, sondern göttliche Unkenntnis.“

Ken Wilber



Kennst Du die alttestamentliche Geschichte von den zwei Bäumen im Paradies? Dem Baum des Lebens und dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse? Wie die Urgeschichte lautet, kann in der Bibel nachgelesen werden: 1. Mose 2und 3. Wahrscheinlich gibt es von dieser Geschichte so viele Interpretationen wie religiöse/philosophische Gemeinschaften, vermutlich noch mehr.


Für mich ist es ein interessantes Bild. Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse als das Prinzip des Urteilens, des sich entweder unter oder über andere stellen. Der Baum des Lebens, welcher in der Bibel keine Erwähnung mehr findet, als dass er geschaffen wurde und mitten im Paradies steht, könnte man als Verbildlichung des Prinzips des Leben sehen. Das Leben als ein System, welches so viele Komponenten enthält, dass sie unmöglich aufgezählt und noch weniger verstanden werden können.


Daher ist es naheliegend, dass sich die armen zwei Urmenschen für die einfachere Variante; den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse entscheiden. Sie unterstellen sich dem Konkurrenzprinzip, weil das Prinzip des Lebens nicht begriffen werden kann. Macht/Ohnmacht, Gut/Böse, all die Dualismen, welche heute noch gang und gäbe sind.


Aber ist das nicht ätzend?: seit Jahrtausenden immer diese gleiche Fehlentscheidung? Und vielleicht nur, weil die Menschen nicht akzeptieren können, dass sie nicht wissen, wie Leben, das Leben, funktioniert.


Es ist nicht sehr Aufwendig, sich dem Leben einfach so hinzugeben. Und es funktioniert prima. Wir werden lebendig, werden zu liebevollen, mitfühlenden Menschen und stecken andere mit unserer positiven Ausstrahlung an. Jedoch braucht es immer wieder Disziplin, an dem anderen Baum, dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, vorbeizugehen und seine Früchte nicht zu kosten.


Hand aufs Herz: hast Du schon von der Frucht des Baumes des Lebens gekostet. Im Übrigen hat in der biblischen Geschichte Gott dem Menschen nicht verboten, davon zu essen. Probiers doch mal!!!


Dann gibt es da noch einen anderen Aspekt, welcher für jede*n individuelle aber auch für das Kollektiv beträchtliche Veränderungen bedeuten könnte.


Ich habe vor einiger Zeit von einem philippinischen Heiler gelesen, der ohne Geräte mit einer Art von sanfter Chirurgie die Menschen von ihren Leiden erlöst. Die Organe, die Knochen, die Gefässe, was auch immer sind sofort wieder intakt. Er wurde gefragt, weshalb er sich jedes mal in eine Trance versetzen lasse. Er antwortete, dass er sein Gehirn in Schlaf versetzen würde, weil es ihn bei der Arbeit nur störe.


Auch die vielen Hinweise, dass unser Hirn nur zu einem kleinen Teil aktiv ist, deuten darauf hin, dass etwas im Wege ist.


Meine Werkstattbehauptung: unser Wissen behindert uns.


Wissen hat etwas mit Besitz zu tun. Wenn ich etwas weiss, ist die Geschichte einverleibt. Ich muss mich nicht mehr darum kümmern. Ich muss nicht mehr die gleiche Aufmerksamkeit aufwenden, wie wenn ich es noch nicht weiss. Es ist ja in meinem Besitz in meinem Kopf.


Nun, der Kopf ist ein relativ flüchtiger oder mindestens bewegter Speicher. Träume, neue Erfahrungen, das Alter, die Gewichtung der Erinnerung haben auf das Wissen einen Einfluss. Will heissen: so sicher ist dieser Besitz auch wieder nicht. Dazu kommt, dass es sehr oft, vielleicht sogar immer, viele Zusatzoperationen braucht, um auf mehr oder weniger komplexes Wissen zuzugreifen. Diese bedingt viele interne Operationen und damit viel Energie.


Es wurde schon postuliert, dass das Gehirn (auch) als ein Empfänger gesehen werden könne. Wenn dem so ist, wäre es vermutlich optimal, die Einstellungen mit dem Sender zu synchronisieren. Vielleicht sind ja diese Operationen wesentlich einfacher für das Gehirn als die "Datenverarbeitungsoperationen" und es bleibt mehr Energie. Energie zu lieben, zu heilen, zur Kreativität, zum Fühlen, Mitfühlen.


Wie auch immer: Achtsamkeit, genaues Hingucken führen zu einem kreativen Sein und Handeln im Fluss des uns Innewohnenden und des uns Umgebenden.

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